„Manchmal kannst nit davonlafn“
Es ist saukalt, du hast wieder einmal viel zu wenig zum Anziehen dabei, deine Zehen spürst du schon lange nicht mehr und auch die Finger sind eiskalt. Jede Bewegung ist doppelt so anstrengend wie normal. So ähnlich geht es dem Steinbock und der Gams im Winter – rasche Fluchten im hohen Schnee sind mit ausgekühlten Gliedern unmöglich.
Spezifische Charakteristik – Lebensweise im Winter
Steinbock und Gams verhalten sich im Winter fast so wie Reptilien und fahren ihren Stoffwechsel herunter, um Körperfett so sparsam wie möglich zu verbrennen. Die Pulsrate sinkt auf die Hälfte des Sommerniveaus. Über die längste Zeit eines Tages verharren die Tiere ohne Störung im Winter weitgehend regungslos in windgeschützten Einständen. Am Morgen suchen sie die am kürzesten erreichbaren exponierten Stellen auf, wo die ersten Sonnenstrahlen auftreffen. Dort lassen sie sich von der Sonne langsam aufwärmen und beginnen mit der Nahrungsaufnahme. Am späteren Vormittag und in der Mittagszeit ruhen sie und lassen sich weiter aufheizen. Am Nachmittag erreichen sie dann ihre eigentliche Betriebstemperatur und äsen.
Im Winter spiegelt die Bewegungsaktivität der Tiere offensichtlich die Funktionsfähigkeit der Muskulatur wider. Die Tiere wollen möglicherweise bei Störungen fliehen, können das aber gar nicht so rasch.
Die Folgen von Störungen
Energiezehrende Fluchten kann sich der Steinbock nur begrenzt leisten und ist dazu bei abgesenkter Körpertemperatur oft gar nicht in der Lage. Noch fataler wird es, wenn Störungen die nächtliche Absenkung der Körpertemperatur verhindern. Zu oft zur Flucht genötigte Tiere wagen es nicht mehr, die Durchblutung ihrer Extremitäten und damit ihre Fluchtfähigkeit zu reduzieren – ein naheliegender Verdacht.
In diesem Zusammenhang leisten Wildruhezonen einen wichtigen Beitrag zum Lebensraumschutz. Sie garantieren den Wildtieren im Winter Ungestörtheit, die sie brauchen, um ihr Energiesparpotenzial in vollem Ausmaß ausschöpfen zu können.
Verhaltensregeln
Tierart | Eigenheit | Zu beachten |
Gams | Leben im sonnigen, steilen Gelände, wo der Schnee abrutscht und eine Flucht in angrenzende Felsen möglich ist. Sind besonders empfindlich, wenn man mit hohem Tempo direkt auf sie zufährt. Lärmempfindlich. | Nicht von oben, direkt und schnell auf sie zufahren. Ersichtliche Einstandsgebiete möglichst meiden. Kein unnötiger Lärm. |
Steinbock | Lieben aperes, südseitiges, felsdurchsetztes Gelände. Flüchten nur sehr langsam. | Kaum Überschneidungen mit Skitouren. |
Alle Wildarten | Aktivität in der Dämmerung. | Keine Touren in der Dämmerung und ansonsten auf Forststraßen und Skipisten bleiben. Lokale Skipistenregelungen beachten! |
Tiroler Ski- und Snowboardtourenkonzept
Bei der Erstellung des Tiroler Ski- und Snowboardtourenkonzeptes haben wir uns gemeinsam mit Wildökologen, Jägern und Naturschutzxperten intensiv mit den Auswirkungen von Ski- und Snowboardtouren auf Flora und Fauna im Gebirge auseinandergesetzt.
Wenn du weitere Informationen zu den Schutzgütern benötigst und wissen willst, wie wir zur Auswahl unserer Schutzgüter gekommen sind, findest du alle Grundlagen im unten zum Download bereitgestellten Tiroler Ski- und Snowboardtourenkonzept.